Alfred Tomatis (1920-2001) war ein französischer HNO-Arzt, Wissenschaftler und Begründer der nach ihm benannten Methode. Sein Werk hatte eine bahnbrechende Wirkung auf das Verständnis der Funktionen des Ohrs und gilt als wahrer Meilenstein bei der Behandlung von motorischen, emotionalen und kognitiven Störungen.
1947 erhielt Alfred Tomatis von der französischen Regierung den Auftrag, den Zusammenhang zwischen Lärm und Hörstörungen in den Reihen der französischen Luftwaffe zu untersuchen. Er verband seine Forschung mit den Problemen, die Opernsänger haben. Da war sein Vater seinerzeit ein bekannter Sänger in der Oper. Alfred Tomatis suchte nach einer Beziehung zwischen Gehör und Stimme in der Aussprache von falschen Noten. Später führte Tomatis erfolgreich Behandlungen für berühmte Sänger wie Maria Callas, Luciano Pavarotti durch und analysierte Hörprobleme bei Enrico Caruso.
Was war das Geheimnis? Die Sänger konnten sich, im wahrsten Sinne des Wortes, mit ihrem Gesang selbst betäuben. Infolgedessen wurden bestimmte hohe Töne nicht nach Gehör wahrgenommen und verschwanden vollständig aus der Stimme, da ihr Feedback gestört war. Diese Beobachtung hat A. Tomatis in seiner Forschung mit Piloten angewendet. In ihnen bewies er besonders deutlich die Tatsache, dass der Klang in direktem Zusammenhang mit der menschlichen Psyche steht. In seiner Behandlung beruhte A. Tomatis auf der Verbesserung der Empfindlichkeit der fehlenden Hörfrequenzen.
Studien haben gezeigt, dass sich die verschwundenen Frequenzen in der Stimme wieder manifestieren. Danach entwickelte Alfred Tomatis das Gerät „Elektronisches Ohr“, mit dem es möglich wurde, die hohen Frequenzen, die Intensität und die Verlangsamung der Luft- und Knochenschallleitung zu regulieren. Tomatis entwickelte die These: Wie wir hören, so sprechen wir. Langfristige, spezifische und akustische Stimulation führt zu einer ständigen Verbesserung des Gehörs, wodurch die Funktionalität der Stimme und die menschliche Kommunikation verbessert werden.
Der Mensch zeichnet sich durch seine Sprache aus. Weitere Untersuchungen von Professor A. Tomatis zeigten, dass die Verzögerung der Entwicklung und Kommunikation ihren Ursprung in der intrauterinen Entwicklung hat, wo das Hörorgan nach der zwanzigsten Schwangerschaftswoche voll entwickelt ist. In diesem Stadium werden die Nervenfasern von der Myelinscheide bedeckt, im Gegensatz zum Rest des Nervensystems, das weitere 20 Jahre für die vollständige Bildung benötigt. Da sich der Fötus im Mutterleib in den Beckenknochen befindet, die zusammen mit der Wirbelsäule als Resonatorkasten fungieren, beweist dies die Tatsache, dass die hohen Töne der Mutterstimme zur Entwicklung des Fötus beitragen.
A. Tomatis betrachtete diese ursprüngliche Form der Kommunikation als grundlegend für die weitere Entwicklung des Kindes. Die APP-Therapie ermöglicht die Korrektur von Blockaden und Verletzungen aus der Vergangenheit durch „wahres Zuhören“. Gleichzeitig entwickelt sich die richtige Hörorientierung, die die Grundlage für Sprache ist. Die Stimulation des zentralen Nervensystems und des menschlichen Gehirns in den ersten 20 Lebensjahren wirkt sich positiv aus. Tomatis führte interessante Experimente mit Singvögeln durch. Er schob die Eier der singenden Vögel in Nester zu den nicht singenden Vögeln und wartete auf das Schlüpfen der Küken. Nach dem Schlüpfen sangen die neugeborenen Küken nicht. Auch bei den Küken, die von anderen Singvögeln bebrütet wurden, änderte sich das Gesangsmotiv.
Tomatis bestätigte bei Versuchen mit Vögeln seine Hypothese, dass sich in der Stimme jene Frequenzen manifestieren, die vom Gehör aufgezeichnet wurden. A. Tomatis stützte seine Therapie auf das Training des Hörorgans durch Stimulation des zentralen Nervensystems und des Gehirns. Seine experimentellen Beobachtungen im Mutterleib zeigten eine größere Wirksamkeit bei der Stimulation hoher Töne über 8000 Hertz, insbesondere durch Knochenschallleitung.
Neben der Musik von Mozart und dem gregorianischen Gesang verwendete A. Tomatis eine bei hohen Frequenzen gefilterte Mutterstimme. Das Hören der Mutterstimme ist ein echter Flug in die Vergangenheit, in die allererste Phase der Entwicklung, in unsere „innere Welt“, in der sich die Fähigkeit des Zuhörens sehr effektiv entwickelt. Diese Behandlungsmethode wurde von A. Tomatis vor allem bei Menschen mit Gesangs- und Hörproblemen und bei Kindern mit Lern- und Verhaltensproblemen angewendet.
Schnell zeigten sich positive Einflüsse in neurovegetativen Prozessen: Stoffwechsel, Aufmerksamkeit, Konzentration und Kommunikationsentwicklung. Tomatis nannte unser Gehör ein Ladegerät für unser Gehirn - „Unser Gehör schläft nie“. Später bestätigten EEG-Tests eine größere Aktivität der Großhirnrinde, insbesondere bei hohen Frequenzen. Lernen, Kommunikation und Verhalten sind eng damit verbunden, wie wir Informationen aus der Außenwelt wahrnehmen.